Agitation Free

Die Münchener Band AGITATION FREE wird für das kulturelle Beiprogramm der Olympischen Spiele engagiert. Am 1. September gibt die Band ihr erstes Konzert zur Olympiade in der Medienstraße, zwei Tage später spielen sie im Theatron. Es sollten noch zwei weitere Konzerte folgen. Sie werden abgesagt. Die fröhlichen Spiele hatten am 5. September ihr Ende gefunden.

Die renommierte Krautrock-Band hat sich einen Namen als weltoffene, international ausgerichtete Band gemacht. Vom Goethe-Institut gefördert kommt sie gerade zurück von einer abenteuerlichen Tour durch Südeuropa und Nordafrika. Die beeindruckenden Erlebnisse in Ägypten führen zum Titel ihrer Ende des Jahres erscheinenden Platte. Das Titel gebende Wort Malesch lernen die Krautrocker als Begriff für eine Haltung der Gelassenheit. AGITATION FREE machen das, was später Weltmusik heißt, integrieren Musiker, Instrumente, musikalische Strukturen, die sie auf ihrer Tour kennen lernen. AGITATION FREE passen genau in das Konzept der Spiele. Deutschland möchte sich als ein neues Deutschland der Welt präsentieren: fröhlich, locker, weltoffen.

Am folgenden Tag spricht der IOC-Präsidet Avery Brundage seinen berühmtesten Satz: The games must go on. Die Spiele gehen weiter – ohne die israelische Mannschaft, die als einzige abreist. Die Wettkämpfe können wie geplant durchgeführt werden, alle Medaillen werden verteilt. Für den politisch engagierten Schriftsteller Jean Genet bedeutet dieser Terrorakt eine historische Wende, die er klammheimlich bewundert, trügen die Palästinenser doch den Krieg zurück zur Quelle ihres Unglücks, nach Europa, das sich für einen israelischen Staat eingesetzt hatte. AGITATION FREE machen eine dreimonatige Konzert-Pause.