Nick Drake

In nur zwei Nachtsessions aufgenommen, nahezu unbearbeitet auf die Platte gepresst, verkauft sich auch NICK DRAKEs letzte Platte, nach dem Titelsong Pink Moon benannt, schlecht. Schon fast zerbrochen von seinen schweren Depressionen überlebt er das Jahr 1972 nur mit Tabletten. Eine Überdosis sorgt dann zwei Jahre später endgültig für seinen Tod. Die traurigen Lieder seiner drei LPs sind Dokumente, Bulletins einer kranken Seele. Der Popmarkt der frühen 70er möchte echte Melancholie nicht hören, sondern stampfende Rhythmen aus der fröhlichen Glitzerwelt des Glam-Rock.

Drakes anachronistische Melancholie wird erst dreißig Jahre später gewürdigt. Allgemeine Bekanntheit erlangt sie allerdings durch einen Werbefilm, ausgerechnet für ein Spaßauto. Ein Werbefilm für den VW-Cabrio zu Beginn des noch ganz jungen 3. Jahrtausends unterlegt die Nachtfahrt im Cabrio bei Vollmond mit Musik. Seine Botschaft bleibt rätselhaft. Ist es der Kontrast, der herausstellt, dass man im Golf-Cabrio nicht wie NICK DRAKE endet, sondern immer Freunde und Spaß hat? Ist es eine trotzige Rechtfertigung der eigentlich tiefen Depression, die die Generation Golf mit ihrem ausgestellten Erfolg kaschiert, die Rückseite der Spaßgesellschaft? Oder macht sich mit NICK DRAKE eine unausgesprochene Todesahnung bemerkbar, die tief in jedem Autofahrer verborgen ist? Es ist der Mond, der mit seinem trügerischen Licht in einer dunklen Welt die Klammer zwischen NICK DRAKEs apokalyptischer Todessehnsucht und der kollektiven Seelenlage inmitten der Jahrtausendwende spannt.