Pol(h)itparade

Vordergründig koppelt die LP mit dem Titel Pol(h)itparade Politik und Pop spielerisch und satirisch. Ausschnitte politischer Reden von Karl Schiller, Franz-Josef Strauß, Gerhard Schröder, Helmut Schmidt, Walter Scheel, Willy Brandt, Rainer Barzel und Herbert Wehner werden mit gepflegtem Jazz, Orchester oder Rockgitarren unterlegt, in Wiederholungsschleifen gesetzt, rhythmisiert, in Songstrukturen transformiert, mit Backgroundchor harmonisiert. Arrangiert hat dieses Sampling der Autor und Regisseur Volker Kühn. Für den Politsound zuständig ist der Jazzpianist Roland Schneider, der sich hier auch vom Gitarristen Volker Kriegel begleiten lässt.

Die Absicht der Pol(h)itparade ist klar: Ironische Verfremdung entlarvt entweder die leeren Sprachhülsen politischer Rhetorik oder entdeckt politische Parolen (Mehr Demokratie wagen oder etwas lernen, etwas leisten, gut verdienen) als poetische Songtitel. Der Volksvertreter ist nichts anderes als ein Schlagersänger, Agent der unterhaltenden Kulturindustrie.

Auf der Rückseite der Satire öffnet sich aber auch noch etwas ganz anderes: das Vergnügen an einem spielerischen, lustvollen Umgang mit Politik, die zum überraschenden Material für Popsongs avanciert. Die Pol(h)itparade balanciert auf der Schwelle zwischen Politisierung des Pop und Ästhetisierung der Politik. Sie bietet die Ausdrucksform für eine zentrale Frage der Zeit sowie einen schönen Begriff, der in seinem Wortspiel die Debatte zwischen politisierendem Pop oder rockiger Politik eröffnet.