Ton Steine Scherben

Die konfiszierte Plastik-Waffe

Am 29.11.72 stürmt ein Kommando der Polizei eine 8-Zimmer-Wohnung am Tempelhofer Ufer 32 in Berlin. Gerade lagern Pakete mit Spielzeug-Katapulten aus Plastik in der Wohnung. Vom Balkon aus hat Andy mit einem Katapult einen Stein in die Scheibe der Nachbarin geschleudert und festgestellt, dass man mit dieser Spielzeug-Waffe tatsächlich eine Scheibe zu Bruch schlagen kann. Dabei wollte er nur das Plastikteil testen, das als Beigabe zu der aktuellen Platte Keine Macht für Niemand dienen solle und gerade aus Hongkong eingetroffen war.

 

Die Nachbarin benachrichtigt die Polizei. Dort hat man nur auf einen Anlass gewartet, gegen die politisch verdächtige Wohnung vorzugehen. Immerhin wohnen dort wechselhaft verdächtige Elemente, Mitglieder der politisch aktiven Band TON STEINE SCHERBEN und zuvor der untergetauchte Terrorist Holger Meins. Ein Razzia-Kommando ist schnell da, durchkämmt die Wohnung und sammelt immerhin gut 6000 Katschis ein. Die anwesenden elf jungen Männer und zwei Frauen werden zur Feststellung der Personalien zum Polizeirevier mitgenommen.

 

Das Logo der Plattenfirma „David Volksmund Produktion“

Die Polizei hat nicht ganz Unrecht. Tatsächlich bestehen Verbindungen zu terroristischen Kreisen. Der Gast an der Querflöte, Jörg Schlotterer, trifft sich schon mal mit Raspe, Meins und Baader, der sich von den Scherben dann auch „mal ein zünftiges Lied für die RAF“ wünscht. Mit der Doppel-LP im Papp-Schuber und ihrem beauftragten Titelsong ist Baader aber gar nicht zufrieden und bewertet die Songs als „Blödsinn, irrelevant und für den antiimperialistischen Kampf unbrauchbar„.  Die Band kokettiert mit einer klammheimlichen Sympathie für die Der-Kampf-geht-weiter-Romantik. Auf der Bühne rocken sie vor einem Banner mit dem Büchner-Zitat: „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“. Zwischen den Songs gibt es für das Publikum gratis ein paar kernige Sprüche aus der Mao-Fibel. Die Plastik-Beigabe im Pappschuber der Platte entfällt.