MOM’S APPLE PIE ist eine ordentliche Allerweltsband aus Ohio. Über die Produktion von zwei Alben und Tour-Support der DOOBIE BROTHERS und DAVID BOWIE kommt sie nicht hinaus. Aufsehenerregender als ihre Musik ist das Cover der ersten LP. Es wird verboten. Eine junge Frau zeigt dem Betrachter einen aufgeschnittenen und tropfenden Kuchen. Die Lücke eines herausgeschnittenen Kuchenstücks offenbart eine Vulva. Eine solch sexistische Anschubskandalisierung kann nicht geduldet werden, zumal sie eines der amerikanischen Nationalgerichte verunglimpft.
Das Label sieht sich genötigt, die Platte mit einem anderen Cover herauszugeben, um die öffentliche Moral des Landes nicht zu gefährden. Jetzt ist das Zentrum des amerikanischen Nationalgerichts vermauert und mit Stacheldraht eingezäunt: ein ironischer Kommentar zur prüden Reaktion.
Wer weiß, vielleicht hat diese LP Teilnehmerinnen eines Workshops auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund (21.Juni 2019, 14:30-16:30 im Schauspielhaus) motiviert, in „ungezwungener Atmosphäre“ im „Austauch über das weibliche äußere Genital“ sich „kreativ mit der eigenen Körperlichkeit auseinanderzusetzen“. Der Workshop hieß: „Vulven malen“ – MOM’S APPLE PIE machen es vor.