Tyranny and Mutation
Die LP der Stunde: Die intellektuelle Metal-Band BLUE ÖYSTER CULT ist bekannt für ihre abstrusen, kryptischen Songtexte, die ein Universum der Intrige und geheimen Rückseiten entwerfen, kurz: der Soundtrack aller Verschwörungstheorien. Tyranny and Mutation antizipiert 1972 die Verhältnisse einer Pandemie, die 48 Jahre später die Welt überfällt.
Tyrannei und Mutation: Ist es ein identifizierendes oder adversatives oder kausales „und“?
Version 1: Tyrannei ist Mutation: die banalste Deutung, ach ja, eine Tyrannei verändert demokratische Verhältnisse, danke für die Info.
Version 2: Die Tyrannei löst eine Mutation aus, politische Verhältnisse verändern alles, erwirken eine genetische Verwandlung. Das „und“ wirkt als Mahnung, dass es nicht zu dieser quasi natürlichen, alternativlosen Kopplung von virologischen und politischen Mutanten kommen mag.
Version 3: Die Mutation ist Auslöser einer Tyrannei. Das Virologen-Regime übernimmt die Macht, hat diese biologische Waffe in seinen dunklen Laboren erschaffen und frei gelassen und feiert mit ihren Inzidenzwerten das Ende der Freiheit.
Patti Smith, Freundin des BÖC-Keyboarders Allen Lanier, bringt hier in ihrem ersten Songtext auf einer Platte, Baby Ice Dog, das bÖse auf den Punkt: „It was all too clear, too clear, it was a sin.“
Alles clear? Die Rock-Döts, das Ö in ÖYSTER, signalisieren seit 1972 das Böse aller Intriganten, Sünder und Verschwörer dieser tyrannischen Welt.